Aufgaben

Aufgaben und Ziele 


Landschaft und Stadt - 
Geschichte und Erinnerung

Hagen liegt inmitten einer herausragenden Geschichts- und Erinnerungslandschaft. Im Stadtgebiet und im Umland befinden sind zahlreiche und teilweise auch international bekannte Zeugnisse der Erdgeschichte seit dem Erdaltertum bis zu 470 Millionen Jahren sowie der prähistorischen Besiedlung durch den Menschen seit der Altsteinzeit vor über 50.000 Jahren. 

Bedeutende geologische Aufschlüsse und Lagerstätten von Fossilien auf Hagener Stadtgebiet sind das Nationale Geotop im aufgelassenen Ziegeleisteinbruch in Hagen-Vorhalle mit oberkarbonischen Großinsekten, die Aufschlüsse im Volmetal bei Hagen-Ambrock mit den ältesten Landpflanzen in Westfalen, der Steinbruch in Oege bei Hohenlimburg mit den Überresten eines devonischen Korallenriffs, der Kaisberg bei Vorhalle mit einem der ältesten Steinkohleflöze im Ruhrgebiet und das Hasselbachtal bei Hohenlimburg mit der Grenze der Erdaltzeiter Devon und Karbon sowie den Sedimenten eines Massenaussterbens vor rund 350 Millionen Jahren. 

Die Landschaft an der mittleren Ruhr und unteren Lenne wurde durch die Eiszeit geformt, davon zeugen erkennbar die Flussterrassen, wie auch die Höhlen im Massenkalkzug von Schwelm über Hagen nach Letmathe. Sie lieferten zahlreiche archäologische Funde von der Steinzeit bis in die vorrömische Eisenzeit. Zahlreiche Oberflächenfundplätze und andere Bodendenkmäler, von denen erst wenige durch Grabungen untersucht werden konnten, befinden sich auf den Flussterrassen und Höhenzügen sowie in den Waldungen um Hagen.

Im Jahre 775 trat Westfalen mit der Erwähnung der damals von sächsischen Truppen besetzten Wallanlage auf der Hohensyburg im Ruhrtal nördlich von Hagen in die durch Schriftquellen überlieferte Geschichte ein. Entlang des mittleren Ruhrtals, an der Volme und Lenne sowie im Tal der Ennepe sind mehrere aus dem Mittelalter stammende Adelssitze, Höhenburgen und Wallanlagen sowie auch frühere Klöster und Kirchenbauten zu finden.

 Aber auch aus der Neuzeit und Zeitgeschichte liegen zahlreiche Boden- und Baudenkmäler vor. Sie reichen von industrie- und wirtschaftsgeschichtlich interessanten Befunden, wie mittelalterliche Verhüttungsstellen, früher Bergbau auf Erze und Steinkohle, Drahtrollen und Hammerwerke, bis hin zu Bunkern, Flakstellungen, Lagerreste sowie Absturzstellen von Bombenflugzeugen.

Eine umfassende Überlieferung im Stadtarchiv Hagen, das Bildarchiv enthält allein mehr als 1,5 Millionen Fotografien, unterstützt die historische Forschung und auch Recherchen interessierter Bürgerinnen und Bürger.

Der Museums- und Archivverein Geschichtsfreunde Hagen e.V. will die wissenschaftliche Erforschung der Region sowie auch die Erschließung und Vermittlung der Geschichts- und Erinnerungslandschaft im Raum Hagen anregen, unterstützen, fördern und begleiten.

Stadtmuseum Hagen

Das Stadtmuseum Hagen entwickelte sich auf Initiative von Friedrich Harkort aus ersten Anfängen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die direkten Vorgänger wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren des folgenden Jahrhunderts gegründet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das "Sauerländische Friedrich Harkort-Museum - Haus der Heimat" in der Villa Moll/Kerckhoff bei einem Luftangriff am Abend des 15. März 1945 zerstört. Glücklicherweise war ein Großteil der Sammlungen bereits 1943/44 in eine Schule im sauerländischen Oberhennedorf verlagert worden. 
Das Museum besitzt umfangreiche und auch überregional bedeutende Bestände, wie unter anderem eine herausragende Porzellan-Sammlung und eine numismatische Sammlung. Derzeit ist eine neue Dauerausstellung konzipiert worden, die nun realisiert wird. Die Eröffnung des Stadtmuseums im historischen, 1863 erbauten früheren Kreis- und Landgerichtsgebäude war für 2021 zum 275-jährigen Stadtjubiläum von Hagen geplant. Leider führten die Auswirkungen der Corona-Pandemie ab 2020 und die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021, denkmalschutzrechtliche Auflagen und technische Probleme sowie der Ukraine-Krieg ab Februar 2022 zu einer Verzögerung. Es ist derzeit vorgesehen, das Stadtmuseum Anfang 2024 zu eröffnen. Zusammen mit dem Emil-Schumacher-Museum und dem Osthaus Museum Hagen wird es dann ein komplettes Museumsquartier im Mittelpunkt der Innenstadt bilden. 

Archäologiemuseum Hagen
Wasserschloss Werdringen

Das Archäologiemuseum Hagen im Wasserschloss Werdringen liegt im Ruhrtal am Fuße des sagenumwobenen Kaisberg im Hagener Stadtteil Vorhalle. Am Rand des Harkortsees inmitten einer herausragenden Geschichts- und Kulturlandschaft gelegen, ist das Wasserschloss ein Ankerpunkt in der aus dem Harkort- und Hengsteysee gebildeten Seenplatte im Norden der Großstadt Hagen. 

Der frühere Adelssitz aus dem 13. Jahrhundert beherbergt die städtischen Sammlungen zur Geologie und Archäologie. Sie blicken auf eine über 200-jährige Forschungs- und Sammlungsgeschichte in Hagen zurück. Das Museum Wasserschloss Werdringen gehört zu den wichtigsten archäologischen Museen in Westfalen. 

Neben 319 Millionen Jahre alten Fossilien aus dem Nationalen Geotop im früheren Ziegeleisteinbruch Vorhalle werden im Museum auch die international bedeutenden alt-, mittel- und jungsteinzeitlichen Funde aus der Hagener Blätterhöhle verwahrt. Die dort entdeckten Skelettreste zählen zu den frühesten Nachweisen moderner Menschen im Ruhrgebiet und in Westfalen.

Im Archäologiemuseum Hagen im Wasserschloss Werdringen wird ein Informationszentrum des GeoPark Ruhrgebiet eingerichtet. Das Wasserschloss dient unter anderem ein überregionaler Ankerpunkt für die "Ozeanroute - Vom Kommen und Gehen des Meeres". Als Themenroute des GeoParks Ruhrgebiet wird sie die Geotope im Hagener Stadtgebiet und im Ennepe-Ruhr-Kreis umfassen, um sie touristisch und inhaltlich zu erschließen. 

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Stadtarchiv Hagen

Das Stadtarchiv Hagen wurde 1929 als Großstadtarchiv durch die Zusammenlegung der Archive und Sammlungen der bis dahin eingemeindeten Städte und Ämter gebildet. Seine Anfänge liegen zur Mitte des 18. Jahrhunderts, als die zur Stadt erhobene Kommune eine Aktenführung und Aufbewahrung einrichten musste. Von seinen Beständen zählt es heute zu den größten Kommunalarchiven im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Allein die Fotosammlung umfasst über 1,5 Millionen Fotografien von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Zum Stadtarchiv gehören weitere Sammlungen und Archive, darunter das Westfälische Literatur- und Musikarchiv sowie das Osthaus-Archiv. Das Stadtarchiv befindet sich seit Anfang 2018 im "Archivturm" auf dem Campus der Wirtschaftsbetriebe Hagen (WBH). 
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Blätterhöhle

Die in einem Seitental der Lenne am Felsmassiv des Weißensteins im Hagener Stadtteil Holthausen gelegene Blätterhöhle ist eine der bedeutenden archäologischen Fundstätten in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus zählt sie zu den wichtigsten steinzeitlichen Fundstätten in Europa. Seit 2006 finden im Innenraum und auf dem Vorplatz der Blätterhöhle archäologischen Grabungen statt. Das bislang geborgene Fundmaterial reicht von der späten Altsteinzeit vor rund 14.500 Jahren bis zu Jungsteinzeit (Spätpaläolithikum bis Jung- und Spätneolithikum) vor rund 5.000 Jahren.

Im Innenraum der ursprünglich größeren Höhle fanden sich zahlreiche menschliche Überreste. Sie datieren (bislang) von der späten Altsteinzeit vor über 12.000 Jahren über die frühe Mittelsteinzeit zwischen 10.600 bis 8.900 v. Chr. bis in die späte Jungsteinzeit von 3.800 bis 3.000 v. Chr. Die altsteinzeitlichen Funde gehören zu den frühesten bekannten Menschenresten aus der Nacheiszeit in Deutschland sowie auch in West- und Mitteleuropa. Sie sind derzeit auch die frühesten Nachweise moderner Menschen in Westfalen und im Ruhrgebiet. 

Hinzu kommen weitere Aufsehen erregende Funde wie die frühesten Überreste von Hunden in Westfalen, die rund 12.000 Jahre alt sind. Naturwissenschaftliche Ergebnisse ergaben 2022/23, das in der letzten eiszeitlichen Kaltphase (Jüngere Dryaszeit) vor rund 12.000 Jahren eine kurze Warmphase nachzuweisen ist. Sie führte zum Einwandern von Jägergruppen aus dem heutigen Frankreich, die auf dem Vorplatz der Blätterhöhle eine Besiedlungsschicht mit Rückenspitzen hinterließen. Bislang wurde davon ausgegangen, dass im nördlichen Mittelgebirgsraum während der Jüngeren Dryaszeit mobile Jägergruppen der Stielspitzenkultur (Ahrensburger Kultur) lebten. Sie begleiteten im jahreszeitlichen Wechsel den Rentierherden. Fundplätze dieser Rentierjäger der späten Altsteinzeit finden sich auch in der Umgebung der Blätterhöhle. 

Genetische Untersuchungen an den Menschenresten aus der Jungsteinzeit ergaben den Nachweis einer Parallelgesellschaft von Jägern und Sammlern sowie agrarisch orientierten Bevölkerungsgruppen. Diese Befunde haben das bisherige Verständnis von der "Neolithischen Revolution" in Frage gestellt. Rund 2.000 Jahre nach dem Einwandern von Ackerbau und Viehzucht treibenden Gesellschaften lebten im Bereich der Blätterhöhle Menschen, die sich vorwiegend von Fleisch und Fischen ernährten. Sie pflegten immer noch die Lebensweise der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler.

Auf dem Vorplatz der Blätterhöhle gelang es, eine Schichtenabfolge in Form einer Stratigrafie von der späten Altsteinzeit über die gesamte Mittelsteinzeit zu erschließen und zu datieren. Dieser Befund ist für den Mittelgebirgsraum bislang einzigartig.

Die Geschichtsfreunde Hagen e.V., die Sparkassenstiftung für Hagen und das LWL-Museumsamt für Westfalen unterstützen die Einrichtung eines im Mai 2019 eröffneten  Ausstellungsbereichs für die Blätterhöhle im Archäologiemuseum Hagen im Wasserschloss Werdringen. Gemeinsam mit Sponsoren unterstützt der Verein seit 2020 wissenschaftliche Untersuchungen von Bohrkernen und Sedimenten vom Vorplatz und aus dem Innenraum der Blätterhöhle. Sie ermöglichen derzeit die Rekonstruktion von Umweltbedingungen und der Vegetation sowie des Klimas im Verlauf von rund 12.000 Jahren im heutigen Raum Hagen. Die laufenden Ausgrabungen und Untersuchungen werden in den folgenden Jahren zweifellos weitere wichtige Funde und Erkenntnisse liefern. 

Ausgewählte Artikel über die Blätterhöhle

Veröffentlichungen

 Der Verein Geschichtsfreunde Hagen e.V. unterstützt auch die Herausgabe von stadt- und regionalgeschichtlichen Publikationen. Der Verein ist Mitherausgeber der Schriftenreihe "Hagener Beiträge zur Kultur und Geschichte". Der erste Band erschien im März 2020 und beschäftigte sich mit dem letzten schweren Luftangriff auf Hagen vor 75 Jahren, mit der Eroberung der Stadt im April 1945 und der Verfolgung von Kriegsverbrechen an alliierten Soldaten, die in Hagen ermordet wurden. Der zweite Band behandelt die archäologische Fundlandschaft im Raum Hagen und die Bestände des Archäologiemuseums Hagen im  Wasserschloss Werdringen. Im dritten Band geht es um die archivarische Überlieferung über Hagen, der vierte Band behandelt die Geschichte der Akkumulatoren Fabrik AG (AFA), die spätere VARTA. 

Band 1

Ralf Blank / Andreas Korthals / Marcus Weidner: Hagen - 15. März 1945. Zerstörte Stadt, Besetzung und Kriegsverbrechen, Essen 2020.

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Band 2

Ralf Blank / Mirjam Kötter / Sebastian Sonntag (Hrsg.): Hagener Fundstücke - 111 Objekte aus der Region und der Sammlung des Museums Wasserschloss Werdringen, Essen 2020. 

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Band 3

Ralf Blank (Hg.): Hagener Archivstücke. 111 ausgewählte Schriftquellen zur Stadtgeschichte, Essen 2022

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Band 4

Ralf Blank / Karl-Peter Ellerbrock (Hrsg.): Die Accumulatoren Fabrik AG. Vom Pionierunternehmen zum Weltkonzern VARTA. Batterien aus Hagen 1887-2021, Münster 2022 (= zugleich auch Veröffentlichungen der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e.V.). 

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Unterstützte Publikationen zur Stadt- und Regionalgeschichte:

Ralf Blank / Dietmar Freiesleben (Hrsg.): Hagener Stücke. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum, Essen 2017.

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Der Verein hat auch die offizielle Festschrift zum 275-jährigen Stadtjubiläum unterstützt. Sie ist im August 2021 im Brill - Ferdinand Schönling-Verlag (Paderborn) als Band 91 in der Schriftenreihe  "Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte" erschienen: 

Ralf Blank / Uta Kleine / Felicitas Schmieder (Hrsg.): Hagen. Eine moderne Stadtgeschichte, Paderborn 2021. 

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